Hätte, hätte, Fahrradkette

Julian Lindenberg
11. Dezember 2025
Hätte, hätte, Fahrradkette

Foto von Árni Svanur Daníelsson auf Unsplash

Hätte der Geld für die Welt Fonds bereits 1970 mit einem Startkapital von 10.000 € seine Arbeit aufgenommen, so wären bis heute insgesamt 30.000 € ausgeschüttet worden. Gleichzeitig wäre das Fondsvermögen auf über 66.000 € angewachsen.

Auf Aussagen wie diese erhalten wir oft die Reaktion: „Hätte, hätte, Fahrradkette.“ Dahinter steht die verbreitete Annahme, dass hypothetische Rückblicke auf die Vergangenheit wenig Aussagekraft besitzen und sich leicht schönrechnen lassen. Im vorliegenden Fall trifft dieser Einwand jedoch nicht zu: Die Berechnung basiert auf historischen Marktdaten sowie auf der klar definierten, regelgebundenen Auszahlungsmethode von Geld für die Welt und ist damit keine Spekulation, sondern eine nachvollziehbare Analyse:

Die Zusammensetzung und die Auszahlungen des Fonds sind festgelegt: Er investiert in den globalen Aktienmarkt und schüttet jedes Jahr 2 % seines Vermögens aus. Es gibt keinen menschlichen Ermessensspielraum.

Die Daten sind fixiert: Die Entwicklung der Weltmärkte in den letzten Jahrzehnten ist historisch belegt. Die Kurse stehen fest. Ob unser Fonds damals existiert hätte oder nicht, hätte die globalen Aktienkurse nicht beeinflusst, wir wären ein zu kleiner Fisch im großen Teich gewesen.

Um zu berechnen, wie viel der Fonds heute Wert wäre und wie viel er Ausgezahlt hätte, müssen wir also keine Variablen schätzen oder antizipieren, wie Menschen in bestimmten Situationen reagiert hätten. Stattdessen können wir die bekannten Regeln auf bekannte Daten anwenden. Das Ergebnis ist also keine Spekulation, sondern eine einfache Rechenaufgabe und sie zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial in unserem Modell steckt:

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Was lässt sich aus diesen Ergebnissen für die Zukunft ableiten?

Sollte sich das Wachstum des globalen Aktienmarktes in den kommenden Jahrzehnten ähnlich entwickeln wie in der Vergangenheit, könnten die jährlichen Ausschüttungen des Geld für die Welt Fonds bereits mittelfristig das ursprünglich eingezahlte Spendenkapital übersteigen. In den darauffolgenden Jahren würden diese Auszahlungen – getragen durch den Zinseszinseffekt – weiter exponentiell anwachsen.

Drei Gründe sprechen dafür, dass der historische Rückblick eine sinnvolle Orientierung für die zukünftige Entwicklung bietet:

Erstens: Der globale Aktienmarkt ist trotz zahlreicher Krisen langfristig gewachsen. Selbst bei flacherem Wachstum würde die 2-Prozent-Auszahlungsregel langfristig dafür sorgen, dass insgesamt mehr ausgeschüttet wird, als ursprünglich eingezahlt wurde.

Zweitens: Studien, etwa von Roger G. Ibbotson und Peng Chen, 2003 zeigen, dass Aktienrenditen langfristig fundamentalen wirtschaftlichen Faktoren folgen, insbesondere Produktivitätswachstum und Unternehmensgewinnen. Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass diese Treiber an Bedeutung verlieren.

Drittens: Menschen und Institutionen neigen dazu, zukünftige Vorteile systematisch abzuwerten. Diese strukturelle Ungeduld führt dazu, dass langfristige Investitionen häufig unterbleiben – und damit oft unterbewertet sind. Geduldige Investorinnen können hiervon profitieren. Eine ausführliche Darstellung dieser Argumentation findet sich in Trammells Analyse Patient Philanthropy (vgl. Philip Trammell, 2020).

Es sprechen also gute Gründe dafür, dass die Spendenmethode von Geld für die Welt künftig ein hochwirksamer Hebel sein wird, um dringend benötigte Lösungen für globale Herausforderungen nachhaltig zu finanzieren.