Was ist der Zinseszinseffekt?
Hast du schon einmal beobachtet, wie ein Schneeball einen Hügel hinunterrollt? Am Anfang ist er noch klein und wächst nur langsam. Doch je weiter er rollt, desto mehr Schnee haftet an ihm. Dadurch wächst er schneller und schneller und wird schließlich sehr groß. Genau nach diesem Prinzip funktioniert auch der Zinseszinseffekt.
Aber von vorne: Was sind eigentlich Zinsen? Zinsen sind das Entgelt dafür, dass du dein Geld vorübergehend jemand anderem, zum Beispiel einer Bank, überlässt. Die Bank kann dieses Geld in der Zwischenzeit weiterverleihen oder investieren und zahlt dir als Gegenleistung dafür einen bestimmten Betrag: die Zinsen. Bei anderen Anlageformen wie Aktien oder Immobilien erhältst du zwar ebenfalls regelmäßige Erträge, diese werden aber nicht als „Zinsen“ bezeichnet, erfüllen aber eine ähnliche Funktion: Sie sind eine Art Belohnung dafür, dass du dein Kapital investierst.
Der Zinseszins ist nun schnell erklärt: Wenn du auf dein angelegtes Geld Zinsen erhältst und diese Zinsen nicht ausgibst, sondern auf deinem Konto lässt, bekommst du im nächsten Jahr Zinsen auf deinen ursprüngliches Anlagebetrag plus Zinsen auf die bereits verdienten Zinsen. Du erhältst also Zinsen auf Zinsen.
Ein Beispiel: Stell dir vor, du legst heute 100 € auf ein Sparkonto, das dir jedes Jahr 5 % Zinsen zahlt. Im ersten Jahr erhältst du dadurch 5 € Zinsen, und dein Kontostand liegt nach einem Jahr bei 105 €. Im zweiten Jahr bekommst du wieder 5 % Zinsen, dann aber nicht auf die ursprünglichen 100 €, sondern auf 105 €. Dadurch erhältst du im zweiten Jahr schon 5,25 € Zinsen, und dein Kontostand wächst auf 110,25 €.
Vom Zinseszins zum Zinseszinseffekt
Der Zinseszinseffekt entsteht, wenn du Geld über einen längeren Zeitraum anlegst. Anfangs wächst dein Vermögen nur langsam, das jährliche Zinswachstum ist kaum spürbar. Mit der Zeit jedoch beschleunigt sich das Wachstum des Zinseszinses: Je mehr Zinsen zu deinem ursprünglichen Kapital hinzugekommen sind, desto höher fallen die folgenden Zinsen aus. Das lässt sich gut mit einem Schneeball vergleichen, der einen Hang hinunterrollt. Je größer er wird, desto mehr Schnee bleibt an ihm haften, und desto schneller wächst er weiter. Dieses sich beschleunigende Wachstum nennt man exponentielles Wachstum.
Wie stark dieser Effekt ist, zeigt unser Beispiel: Nach etwa 15 Jahren sind aus deinen ursprünglich eingezahlten 100 € bereits mehr als 200 € geworden. Mehr als die Hälfte dieser Summe – über 100 € – besteht allein aus Zinsen. Du hast also erstmals mehr Geld durch Zinsen verdient, als du ursprünglich eingezahlt hattest.
Mit jedem Jahr wächst Dein Guthaben schneller:
- Jahr 15: Die erste blaue Fahne zeigt den Moment, ab dem die verdienten Zinsen deine ursprüngliche Einzahlung übersteigen.
- Jahr 48: Dein Guthaben hat sich verzehnfacht.
- Jahr 95: Dein Anfangskapital ist auf das Hundertfache angewachsen.
Warum Finanzexpertinnen zum langfristigen Investieren raten
Der Zinseszinseffekt ist einer der Hauptgründe, warum Finanzexpertinnen dazu raten, möglichst langfristig in Anlagen investiert zu bleiben, deren Werte kurzfristig stark schwanken, langfristig aber solide Renditen liefern.
Ein anschauliches Beispiel ist der globale Aktienmarkt: Historisch liegt seine durchschnittliche, inflationsbereinigte Rendite bei rund 7 % pro Jahr. Kurzfristig schwankt er jedoch deutlich stärker. Wer nur für kurze Zeit investiert, trägt deshalb ein hohes Verlustrisiko und verpasst zugleich das Potenzial des Zinseszinseffekts. Bleibt dein Geld hingegen langfristig investiert, gleichen sich die Schwankungen mit der Zeit aus, die Rendite nähert sich den durchschnittlichen 7 Prozent und deine Anlage wächst durch den Zinseszinseffekt immer schneller.
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