Warum Philanthropen geduldig sein sollten

Autor: Julian Lindenberg
Warum Philanthropen geduldig sein sollten
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Die meisten Menschen spenden, um unmittelbar Gutes zu tun. Geld für die Welt verfolgt einen anderen Ansatz: Wir investieren Spenden, um sie später wirkungsvoller einsetzen zu können. In der Forschung wird dieser Ansatz unter dem Begriff "Patient Philanthropy" diskutiert, unter anderem von Philip Trammell, einem Ökonomen am Global Priorities Institute in Oxford. In diesem Artikel erfährst du, warum wir überzeugt sind, dass es wirkungsvoller ist, einen signifikanten Teil des globalen Spendenaufkommens zu investieren, sodass er langfristig den größtmöglichen gesellschaftlichen Nutzen entfaltet.

Menschen sind systematisch ungeduldig

Individuen, Unternehmen und Regierungen bewerten zukünftige Bedarfe systematisch geringer als aktuelle. Das bedeutet: Wir Menschen bevorzugen unmittelbare Vorteile gegenüber späteren. In der Ökonomie spricht man von Zeitpräferenz, in der Psychologie vom Present Bias. Die Folgen sind vielfältig. Private Haushalte sparen zu wenig für das Alter, Unternehmen priorisieren kurzfristige Quartalszahlen gegenüber langfristiger Innovation, Regierungen richten ihre Politik an Wahlzyklen statt an langfristigen Herausforderungen aus. Das Ergebnis: Anhaltende Krisen wie extreme Armut bleiben ebenso unterfinanziert wie Zukunftsprojekte in Bereichen wie Grundlagenforschung, Klimaschutz oder Pandemievorsorge.

Warum es geduldige Spenderinnen braucht

Geduldige Organisationen wie Geld für die Welt engagieren sich gezielt dort, wo strukturelle Unterfinanzierung besonders ausgeprägt ist. Während ungeduldige Akteure ihre Mittel auf schnell sichtbare Erfolge lenken, erhalten zentrale Herausforderungen, wie die nachhaltige Bekämpfung extremer Armut, Klimaanpassung oder Katastrophenvorsorge zu wenig Beachtung. Dabei handelt es sich um komplexe, sich oft wechselseitig bedingende Probleme, deren Lösung langfristiges Denken und kontinuierliches Engagement erfordert. Trotz ihrer Bedeutung, fließt ein zu geringer Teil der globalen philanthropischen Mittel in wirksame Initiativen, die diese Herausforderungen gezielt angehen. Geduldige Spenderinnen erkennen diese Lücke und setzen ihre Ressourcen gezielt dort ein, wo sie langfristig am meisten bewirken können.

Der Zins der Geduld

Stellen wir uns zwei Stiftungen vor, die heute je 1000 Euro besitzen. Eine ist geduldig, die andere ungeduldig. Beide stehen vor der Frage, ob sie ihr Kapital zehn Jahre lang mit einer realen (d. h. inflationsbereinigten) Rendite von drei Prozent pro Jahr anlegen möchten. Nach zehn Jahren erwarten beide, dass ihre Anlage auf rund 1340 Euro angewachsen sein wird.

Für die ungeduldige Stiftung, die künftige Erträge jedes Jahr ein bisschen weniger wichtig findet als heutige, erscheint dieser Zuwachs kaum als echter Gewinn. Aus ihrer Sicht sind 1340 Euro in zehn Jahren kaum mehr wert als 1000 Euro heute. Daher tendiert sie dazu, ihre Mittel eher heute als morgen auszugeben, sie also nicht zu investieren.

Die geduldige Stiftung hingegen bewertet zukünftige Vorteile unverzerrt. Für sie bedeutet die Rendite von drei Prozent ein echtes Wachstum an Möglichkeiten. Sie erwartet, dass sie mit den 1340 Euro 340 Euro mehr für den guten Zweck zur Verfügung haben wird. Entsprechend neigt sie dazu, geduldig zu investieren und so in Zukunft mehr Gutes bewirken zu können.

Solange geduldige Akteure nur einen kleinen Teil des gesamten Spenden- und Anlagevolumens ausmachen, bleibt ihr Einfluss darauf, wann Mittel verwendet werden, begrenzt. Doch sie profitieren von der Ungeduld der anderen: Ihr Anteil an den verfügbaren Mitteln wächst kontinuierlich und dank des Zinseszinseffekts jedes Jahr schneller. Dadurch vergrößert sich langfristig ihr relativer Einfluss auf die Verteilung von Ressourcen und den gesellschaftlichen Wandel.

Geduldige Akteure investieren jedoch nicht unbegrenzt. Sie spenden, sobald entweder die Lücke zwischen heutiger und zukünftiger Unterfinanzierung kleiner wird oder außergewöhnliche Gelegenheiten entstehen, bei denen eine sofortige Spende eine überproportionale Wirkung entfalten kann, etwa bei der Einführung neuer Impfstoffe während einer Pandemie.

Limitationen und Risiken

Langfristig angelegte Spendengelder sind Risiken ausgesetzt. Wirtschaftskrisen, Inflation oder schlechtes Management können Kapital mindern. Diese Risiken lassen sich durch Diversifikation, professionelle Verwaltung, transparente Kontrolle und durchdachte Auszahlungsmechanismen (siehe Spendenmethode von Geld für die Welt) reduzieren, aber nicht vollständig ausschließen. Auch besteht das Risiko, dass zukünftige Spendenprojekte ihre erhoffte Wirkung verfehlen. Dieses Unsicherheitsmoment gilt jedoch ebenso für unmittelbare Spenden: Auch sie können an Wirksamkeit verlieren, etwa durch schlechte Umsetzung oder veränderte Rahmenbedingungen.

Fazit - Geduld als Strategie

Menschen, Organisationen sowie Spenderinnen und Non-Profits unterschätzen systematisch den Wert zukünftiger Bedarfe. Geduld kann hier ein kraftvolles Gegengewicht bilden: Wer heute investiert, anstatt sofort zu spenden, vergrößert sein Spendenbudget und kann es gezielt dann einsetzen, wenn die gesellschaftliche Wirkung am größten ist. Geduldige Spenderinnen wie Geld für die Welt nutzen diese Möglichkeit, langfristige Krisen, wie globale Armut oder Zukunftsprojekte wie Klimaschutz, Grundlagenforschung oder Krisenvorsorge zu unterstützen, Bereiche, die sonst strukturell zu kurz kommen.


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Für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Konzept der Patient Philanthropy empfehlen wir Philip Trammells Paper Patient Philanthropy in an Impatient World. Wenn du lieber direkt Spenden möchtest, empfehlen wir die Plattform effektiv-spenden.org, eine deutsche Organisation, über besonders effektive Organisationen informiert und ermöglicht die kostenlose Weiterleitung Deiner Spende an diese Organisationen.